Adventskalender 9. Dezember // Frida Kahlo
Bilder, die mehr zeigen als nur das Selbst.
Oder warum wir Frida Kahlo lieben.
In der Kategorie #wesensagendinge wollen wir dir berühmte Personen näher bringen, die wir für ihre kreativen Arbeiten, ihren Aktivismus und ihr Engagement bewundern und lieben. Von einem Zitat ausgehend zeigen wir dir, warum uns diese Person inspiriert. Heute: Frida Kahlo.
»I think that little by little I’ll be able to solve my problems and survive.«
(aus einem Brief an Nickolas Muray, 18.12.1939; freie Übersetzung: »Ich denke, dass ich Stück für Stücke meine Probleme lösen kann und überlebe.«)
Kunst als Selbstheilung
Der frühe Schicksalsschlag
Frida Kahlo wurde am 6. Juli 1097 in Coyoacán, Mexiko-Stadt geboren. Später änderte sie selbst ihr Geburtsjahr auf 1910, dem Jahr der Mexikanischen-Revolution, um sich und ihre Kunst in die Tradition des Neubeginns zu stellen. Die Familie ist Patch-Work pur: ihre Mutter traditionsbewusste Mexikanerin, ihr Vater ein aus Deutschland immigrierter Fotograf. Sie wächst mit fünf Geschwistern und Stief-Geschwistern auf. Als Lieblingskind des Vaters lernt sie von im früh die Kunst des Fotografierens und entwickelt eine genaue Beobachtung und Aufmerksamkeit für ihre Umgebung.
Am 17. September 1925 wurde Frida Kahlo Opfer eines Bus-Unglücks, bei dem sich eine Stahlstange durch ihr Becken bohrte. Die Folge ist gravierend: ihr Leben lang muss sie immer wieder ein Ganzkörper-Gips oder ein Stahlkorstett tragen und kann wegen der Schmerzen lange Zeit nur liegend im Bett verbringen.
Sie kann in deren Folge keine Kinder bekommen und erleidet mehrere Fehlgeburten. Aus Zeitvertreib und um ihre Schmerzen, Emotionen und Gedanken bearbeiten zu können, beginnt sie im Bett zu malen. Ihr erstes Selbstporträt Selbstbildnis mit Samtkleid stellt sie mit 19 Jahren im September 1925 fertig.
Ein Leben mit und ohne Diego Rivera
Aller medizinischen Vorhersagen zum Trotz, lernte Frida Kahlo wieder gehen. 1927 beendete sie ihre Bettruhe, nimmt alte soziale Kontakte wieder auf und tritt der kommunistischen Partei Mexikos (PMC) bei. Auf einer der Partei-Veranstaltungen lernt sie den 20 Jahre älteren Diego Rivera kennen. Er ist bereits durch seine revolutionären und politischen Murales (Wandbilder) weltberühmt. Zwischen Rivera und Kahlo entwickelt sich eine leidenschaftliche Beziehung mit extremen Höhen und Tiefen.
Bereits 1929 heiraten die beiden, doch Frida Kahlo leidet an die unzähligen Affären Diego Riveras, welche sie in ihren Bildern verarbeitet. Das Ehepaar wird mehrfach politisch aktiv und unterstützt in den 1930er Jahren den russischen Revolutionär Leo Trotzki. Doch das Eheleben ist alles andere als harmonisch: beide schwingen zwischen heftigen Streitereien, ausgewogenen Affären und überschwänglichen Liebesbekundungen. Als Ausweg aus der emotionalen Achterbahnfahrt lässt sich Frida Kahlo 1939 von ihm scheiden und verfällt einem exzessiven Alkohol- und Drogenkonsum. Doch schon 1940 heiratet beide zum zweiten Mal.
»I drank to drown my sorrows, but the damned things learned how to swim.«
(freie Übersetzung: »Ich trank um meine Leiden zu ertränken, doch die verdammten Dinger lernten zu schwimmen.«)
Ihre Kunst und unsere Rezeption
Zu ihren Lebzeiten stand Frida Kahlo immer im künstlerischen Schatten ihres Mannes. Sie malte fast ausschließlich Selbstporträts, in denen sie ihre körperliche und emotionale Welt abbildet. Für die Ausdruckskraft ihrer Bilder entwickelte sie einen eigenen Farbkanon, der verschiedene Gefühlszustände beschreibt. Zwar lehrte sie an der neugegründeten Kunstschule »La Esmeralda«, entwickelte aber keine eigene Schule. Ihre Werke werden Großteil dem Surrealismus zugeordnet.
Erst 1953 wurden ihre Werke erstmals in einer Einzelausstellung gezeigt. Frida Kahlo musste gesundheitsbedingt zu dem Zeitpunkt nur liegen und ließ sich zu ihrer Vernissage samt Bett tragen. Wenig später wurde ihr Unterschenkel amputiert und nicht mal ein Jahr später starb sie an einer Lungenembolie.
Erst in den 1970er Jahre wurde Frida Kahlo von den Frauenbewegungen weltweit wieder entdeckt: als rebellische Feministin, politische Künstlerin und Vorbild für viele Frauen* weltweit. Heute ist sie ein popkulturelles It-Girl, das in verschieden Darstellungen mit ihren zusammengewachsenen Augenbrauen nicht mehr aus unserem kulturellen Gedächtnis wegzudenken ist.
»I paint myself because I am so often alone and because I am the subject I know best.«
(freie Übersetzung: »Ich male mich selbst, weil ich so oft allein bin und ich der Gegenstand bin, den ich am besten kenne.«)
Eine Künstlerin als inspirirendes Vorbild
Wir lieben Frida Kahlo zunächst einfach für ihre Werke. Ihre intimen Selbstbilder strahlen einene Faszination aus, die uns nicht loslässt. Ihre Farbkraft und Szenarien geben einen Zugang zu einer Gefühlswelt voller Schmerz, Leid, Hoffnung und Energie, wie es nur ganz wenige Kunstwerke schaffen.
Wir lieben Frida Kahlo, weil ihr Leben eine Inspiration für viele sein kann. Trotz der vielen Schicksalsschläge lässt sie sich nicht entmutigen und schafft es immer wieder, aus sich selbstheraus neue Energie zu gewinnen. Neue Energie für Veränderung, um ihr eigenes Leben und die Gesellschaft selbstbewusst mitgestalten zu können.
»Feet, what do I need them for if I have wings to fly.«
(freie Übersetzung: »Füße, wozu brauche ich die, wenn ich Flüge habe, um zu fliegen.«)
Wir lieben Frida Kahlo für ihre feministische Wirkungskraft. Weder mit ihrem selbstbestimmten Leben als Frau noch als Künstlerin fügt sie sich gesellschaftlichen und historischen Konventionen. Sie wird uns auch weiterhin als charismatische Rebellin inspirieren und zeigen, dass wir unsere Lebensumstände nicht einfach so hinnehmen müssen, sondern aktiv gestalten können.
Wir empfehlen dir …
Vielleicht magst du noch mehr über Frida Kahlo erfahren? Dann haben wir hier ein paar Empfehlungen für dich:
- Zunächst mal alle Austellungen und Retrospektiven über Frida Kahlo, die du in deiner Umgebung finden kannst. Denn das eigene ästhetische Erleben Frida Kahlos Werke, geht am besten über ein paar Originale. Leichter gesagt als getan, da ihr Werk lediglich 144 Bilder umfasst und nach einem Erlass von Diego Rivera ein Großteil Mexiko nicht verlassen darf. Das alte Wohnhaus von Kahlo und Rivera »Casa Azul« (Blauen Haus) in Coyacán wurde 1959 als Museum eingerichtet, in dem die meisten ihrer Bilder zu sehen sind. Außerhalb Mexikos können insgesamt nur 42 Bilder aus zwei privaten Sammlungen gezeigt werden. Viele Museen greifen deshalb auf lizenzierte Werkkopien zurück.
- Wenn du einen intimen und ehrlichen Einblick in die Gewühlswelt und Schaffenskraft von Frida Kahlo bekommen willst, dann gibt es nichts besseres als ihr Tagebuch: »The Diary of Frida Kahlo: An Intimate Self-Portrait«. Es ist ihr original aufgelegtes Tagebuch mit Gedanken, Bildern, Zeichnungen und Gedichten. Leider ist die Deutsch-Spanische Ausgabe derzeit vergriffen, doch du kannst auf Englisch-Spanisch zurück greifen.
- Sehr sehenswert ist auch die Filmbiographie »Frida« (2002). Ein spannendes Interview mit der Hauptdarstellungen Salma Hayek zum Film findest du hier.
Warum liebst du Frida Kahlo?
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