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Wesen erklären … Christopher Street Day (CSD) 1024 768 WESENsART

Wesen erklären … Christopher Street Day (CSD)

Be out! Be proud!

WESENsART – Mika - ein blaues, knubbeliges Wesen hat eine Fahne in der Hand. Die Farbkombination steht für Pride / LGBTI

Pride / LGBTI

Der Juni gilt seit Ende des 20. Jahrhunderts als Pride-Monat. Also als Monat, in dem Lesben, Schwule, Bi*, Trans*, Inter* und queere Menschen ihre Sexualität und Geschlechtsidentität mit Stolz feiern. Dazu gehören auch die weltweiten Pride-Paraden, in Deutschland CSD genannt. Über die ganzen Sommermonate ziehen queere Menschen und ihre Verbündete dann zu (halb) politischen Party-Demonstrationen auf die Straße.
Doch woher kommt der CSD? Und warum ist ausgerechnet der Juni der Pride-Monat?

In der Reihe »Wesen erklären …« besprechen wir schwierige Worte, die im Alltag um uns herum schwirren. Was heißt denn eigentlich »Identität«, wer ist dieses »Gender« und was will dieser »Feminismus«?
Zusammen mit der WESENsBande wollen wir Begriffe aus dem queer-feministischen Zusammenhang leichter verständlich machen.
Heute geht es um den Christopher Street Day (CSD). Und wir fragen uns »woher kommt  der CSD?«

Stonewall Riots – Aufstand gegen Polizeigewalt

Alles begann in der Nacht zum 28. Juni 1969 in der Christopher Street im New Yorker Stadtteil Greenwich Village. Ab etwa 1:30 Uhr wehrten sich die Besucher*innen der queeren Bar Stonewall Inn gegen die gewalttätige Polizei-Razzia in dieser Nacht. Schnell wurde aus dem kleinen Protest ein tagelanger Aufstand gegen Polizeigewalt und Diskriminierung von Lesben, Schwulen, Bi*- und Trans*Personen. Ein Freiheitskampf, eine Legende, eine Hoffnung war geboren.
Doch wie kam es dazu?
Die genauen Umstände sind bis heute unklar. Es spielen wohlmöglich mehrere Faktoren eine Rolle für den Aufstand. Zum einen befand sich New York gerade im Wahlkampf und da ist das Vorgehen gegen kriminalisierte Minderheiten eine beliebte Methode, Stimmen zu bekommen. Zu den kriminalisierten Minderheiten gehörten Homosexuelle, Trans*personen, Drag Queens und Sexarbeiter*innen. Zum anderen fand am 27. Juni, also dem Freitag vorher, die öffentliche Beerdigung von Judy Garland, der größten Schwulen-Ikone der damaligen Zeit, in New York statt.

WESENsART – Mika - ein blaues, knubbeliges Wesen hat eine Fahne in der Hand. Die Farbkombination steht für Pansexuell

Pansexuell

Beginn eines Freiheitskampfes – woher kommt der CSD?

Polizeikontrollen und -razzien gehörten zwar zum Alltagsbild, doch in dieser Nacht war alles anders. Statt, wie sonst am frühen Abend, lief die Polizei in den frühen Morgenstunden des 28. Junis 1969 vor dem Stonewall Inn auf. Die Bar war stadtweit bekannt, nicht nur als queere Szene-Bar, sondern auch, weil die von der Mafia geführt wurde. Sie war vor allem Anlaufpunkt für die Marginalisiertesten (= an den Rand der Gesellschaft gedrängt) der Community: für Schwarze und queers of color, Drag Queens, Trans*Personen und obdachlose Sexarbeiter*innen. Es wird gesagt, dass der Aufstand begann, als die Trans*Frau Sylvia Rivera mit einer Flasche nach einem Polizisten warf, um sich zu wehren. Schnell entstand eine gewaltvolle Auseinandersetzung zwischen Besucher*innen und Polizei, zu der mehrere queere Menschen aus dem ganzen Viertel hinzu kamen. Die Auseinandersetzungen dauerten bis in den frühen Morgen hinein.

In Folge dieser Nacht gabt es in den darauf folgenden Tagen mehrere organisierte Demonstrationen und Aufstände von queeren Menschen in der Christopher Street, angeführt von Sylvia Rivera und der Drag Queen Marsha P. Johnson. Der Freiheitskampf von Lesben, Schwulen, Bi*- und Trans*Personen war geboren.

Zwei blaue, knubbelige Wesen sind zu sehen: Ally mit Bartstoppeln und Lippenstift und Alex mit ein Buch über Pansexualität.

Queeres Leben und Queere Geschichten in den Fokus rücken.

WESENsART – Mika - ein blaues, knubbeliges Wesen hat eine Fahne in der Hand. Die Farbkombination steht für Transgender

Transgender

Ein Aufstand mit historischem Gewicht

Und selbstverständlich ist auch irgendwann Schluss mit Diskriminierung.

Der Aufstand im Stonewall Inn war der Beginn der Gay Liberation (Freiheitskampf von Homosexuellen) Bewegung in den USA. Doch wie so oft in der Geschichte, wurde der maßgebliche Anteil von Schwarzen Menschen, people of color und Trans*Personen herunter gespielt und in der Erzählung unsichtbar gemacht. Selbst innerhalb der queeren community sind Sylvia Rivera oder Marsha P. Johnson nur wenigen ein Begriff.

Dennoch hatte ihr Engagement eine unglaubliche Wirkung: Bereits ein Jahr später fand am 28. Juni 1970 ein großer Straßenumzug zum Gedenken an die Aufstände in der Christopher Street statt. Der Christopher Street Liberation Day war geboren und wird seit dem jeden letzten Samstag im Juni gefeiert.

Mit dem angefeuerten Freiheitskampf von Lesben, Schwulen, Bi*- und Trans*Personen fanden ähnliche Straßenumzüge bald in vielen nordamerikanischen Großstädten statt. Im Englischen wird hier von Pride-Parade gesprochen, also einer Parade um offen zu zeigen, dass queere Menschen stolz sind auf ihre Geschlechtsidentität und ihre sexuelle und romantische Orientierung. Und leider ist das bis heute noch nicht selbstverständlich.

Christopher Street in Deutschland

Der erste CSD (Christopher Street Day) in Europa fand am 24. Juni 1978 in Zürich, Schweiz, statt. Ein Jahr später legten die West-Deutschen Großstädte Bremen, Köln und West-Berlin am 30. Juni 1979 mit einer eigenen CSD-Demonstration nach. Bereits von Beginn der CSD-Tradition ging es nicht nur darum, mit einer Party queeres Leben zu feiern, sondern politisch aktiv zu werden und Forderungen zu stellen.

Doch in den letzten Jahren hat sich der CSD in Deutschland stark verändert. Zwar gibt es CSD-Umzüge mittlerweile in fast jeder Deutschen Großstadt über die ganzen Sommermonate hinweg, doch oftmals stehen Party, Glitzer und weiße männliche nackte Oberkörper im Mittelpunkt. Irgendwie scheint das politisch-emanzipatorische und der Freiheitskampf in den Hintergrund gerückt zu sein.

4 Wesen sind mit Regenbogenschleifen umwickelt, daneben ist das Stickerset zu sehen. Darunter steht Wesen erklären ... Christopher Street Day (CSD)

Wesen erklären … Christopher Street Day (CSD)

WESENsART – Mika - ein blaues, knubbeliges Wesen hat eine Fahne in der Hand. Die Farbkombination steht für Genderqueer

Genderqueer

Party statt Politik

Wir brauchen uns nur an Stonewall zu erinnern. Noch immer werden gerade Schwarze und queers of color, Trans*- und Inter*Personen diskriminiert und verfolgt. Der Berliner CSD ist seit Jahren der größte und einflussreichste Umzug in Deutschland mit vielen auch politischen Prominenten. Große öffentliche Aufregung gab es, als die US-amerikanische Philosophin Judith Butler 2010 den Zivilcouragepreis des Berliner CSD ablehnte, weil sie sich von rassistischer und trans*feindlicher Diskriminierung in der eigenen community und der Kommerzialisierung des Umzuges distanzieren wollte.

Es steht außer Frage, dass es eine große Errungenschaft ist, als queere Person öffentlich die eigene Identität zu feiern. Doch das darf nicht darüber hinweg täuschen, dass es immer noch viele gewalttätige Übergriffe und strukturelle Diskriminierung gegenüber Lesben, Schwulen, Bi*-, Trans*-, Inter*- und queeren Personen gibt. Und selbst seit der Ehe-Öffnung im Sommer 2017 ist noch keine Gleichberechtigung und gesellschaftliche Akzeptanz erreicht.

Schwing die Regenbogenfahne!

Doch auch ein Party-Umzug kann Sichtbarkeit für queeres Leben schaffen.
Das heißt für dich, hol die Regenbogenfahne aus dem Schrank und ab auf die Straße.

Wo in deiner Nähe der nächste CSD statt findet, erfährst du HIER.

Und wenn du noch mal genauer nachlesen willst, welche queere Fahne was bedeutet, dann empfehlen wir dir DIESE SEITE.

CSD und du

Warst du schon mal auf einem CSD?
Und wenn nein, warum nicht?
Verrat es uns doch einfach in den Kommentaren.

WESENsART – Mika - ein blaues, knubbeliges Wesen hat eine Fahne in der Hand. Die Farbkombination steht für Pride / LGBTI

Pride / LGBTI

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