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Zwischen Kunst, Sprache und Humor 1000 600 WESENsART
Ein Bild von Iman Shaaban und davor das Wesen Iman

Zwischen Kunst, Sprache und Humor

Wenn Illustration und Comics zum Lachen bringen – das WESENsART-Interview mit Iman Shaaban

In der Kategorie #wesenstipp wollen wir dir Aktivist*innen, online Shops und Aktionen, Literatur und andere Dinge für die Seele und den Geist empfehlen. Heute haben wir ein Interview mit Iman Shaaban geführt, die in Kunst, Comics und Humor ihren eigenen Ausdruck gefunden hat.

Iman Shaaban wurde 1988 in Damaskus geboren. In Syrien hat sie Grafik und Druck studiert und auch als Illustratorin und Künstlerin für Magazine gearbeitet. Im Dezember 2015 ist Iman durch den Bürgerkrieg in Syrien nach Deutschland geflohen. Erst über München, dann Halberstadt und lebt jetzt in Magdeburg.
Derzeit macht Iman einen Bundesfreiwilligendienst bei der .lkj) Sachsen-Anhalt e.V. im Projekt  »Eigene Spuren Suchen«. Als Künstlerin ist sie mit verschiedenen Projekten wie der Künstlerinnengruppe »Schwan« oder dem MIGRANTPOLITAN vom Theater Kampnagel auch in Hamburg tätig. Die Werke von Iman sind im Rahmen verschiedener Ausstellungen zusehen, zuletzt im März 2018 im Volksbad Buckau c/o Frauenzentrum Courage in Magdeburg.

Du hattest schon die ein oder andere Ausstellung, unter anderem auch im Volksbad Buckau. Was bedeutet das Malen für dich?

Iman: Malen ist für mich wie schlafen und essen. Es ist für mich eine Lebensgrundlage. Und spielt eine große Rolle in meinem Leben.

Wenn wir uns deine bisherigen Arbeiten anschauen, fällt uns eine große Vielfalt auf. Sie reichen von Comics über Malerei bis zu Collagen. Wie würdest du deine eigene Arbeit beschreiben?

Iman: Ich habe in Syrien Grafik und (manuellen) Druck studiert. Deshalb gibt es immer wieder beide Techniken in meinen Arbeiten. Viele Bilder von mir sind auch nur durch Drucktechniken entstanden. Aber in meiner privaten Zeit male ich lieber Comics und Kindergeschichten. Comics als Kindergeschichten, aber auch Geschichten für Kinder. Ich liebe es, Witze zu malen. Die können dann auch für Kinder sein, aber auch oft für Erwachsene.
In Syrien habe ich auch Kinderbücher illustriert, zusammen mit verschiedenen Magazinen für Kinder.

Du verwendest, gerade in den Comics, verschiedene Sprachen. Was möchtest du damit ausdrücken und welche Rolle spielt Sprache für dich in deiner Arbeit?

Iman: Meine Comics sind oft mit einem Witz verbunden, der auch Sprache braucht. Ich möchte, dass jede Person meine Witze versteht. Deshalb arbeite ich auch immer viel mit Sprache in den Bildern und auch mit Übersetzungen, bisher oft auf Englisch. Die Arbeiten in meiner letzten Ausstellung im Volksbad Buckau waren teilweise auch auf Deutsch. Im Arabischen arbeite ich auch oft mit Akzenten und Dialekten. Syrisches Arabisch und Saudi-Arabisches Arabisch sind auch verschieden, wie zum Beispiel hier Bayrisch und Sächsisch.
Sonst spielt Sprache für mich bei Illustrationen eher keine Rolle. Einen Witz kann ich auch ohne Sprache malen – und die Leute denken dann selbst.

Hast du aktuell ein Projekt an dem du arbeitest?

Iman: Zusammen mit dem Projekt »Eigene Spuren suchen« machen wir gerade ein Buch, das »Pascha von Magdeburg« heißen soll. Dafür mache ich die Zeichnungen und gestalte das Cover. Und ich arbeite mit den Schriftsteller  Ammar Awaniy zusammen an einem Kinderbuch. Wir haben gemeinsam die Geschichte geschrieben und ich illustriere es.
Mit Reem Alrahmoun zusammen machen wir jetzt einen Film über geflüchtete Frauen, die in Magdeburg leben. Sie können kleine Botschaften, wie Briefe an ihre Familien in Syrien oder sonst wo, verfassen und wir filmen ihre Erzählungen. Am Ende können dann die Familien, Freund*innen und Angehörige den Film sehen und bekommen so ihre Botschaft übermittelt.

Welche Künstler*innen inspirieren dich?

Iman: Ich habe verschiedene Künstlerinnen und Künstler als Vorbilder. Sehr berühmte zum Beispiel wie Mayazaki. Das ist ein japanischer Künstler, der sehr sehr schöne Filme macht. Und sonst berühmte Künstler*innen wie Salvadore Dalí, Gustav Klimt und Vincent van Gogh oder natürlich Frida Kahlo.

Bezeichnest du dich selbst als Feministin und wenn ja, was bedeutet das für dich?

Iman: Ja natürlich (lacht). Ich glaube, es gibt viele Frauen – vor allem Künstlerinnen – die in ihrem Leben kämpfen müssen, berühmt zu werden oder eine Chance zu haben. Und es gibt viele, viele Frauen und Künstlerinnen, von denen wir gar nichts wissen. Es gibt auch unbekannte Künstler, doch vor allem Frauen, die vergessen werden.
Und ich möchte auch gerne Frauen dabei unterstützen, mit ihrer Kunst bekannt zu werden. Ich habe zum Beispiel in Hamburg vier Monate lang in einem Camp für geflüchtete Frauen jeden Montag Workshops angeboten. Doch niemand ist gekommen, das war sehr komisch. Vielleicht haben sich die Frauen nicht getraut, oder ihre Männer haben es verboten, ich weiß es nicht.
In Hamburg habe ich auch mit anderen Frauen zusammen eine Künstlerinnen-Gruppe. Sie heißt »Schwan« und wir haben bis zu zwei Ausstellungen im Jahr. Wenn wir Bilder verkaufen, geht der Gewinn immer an geflüchtete Frauen. Denn sie haben es noch mal schwerer im Leben. Leider haben wir noch keine Internetseite, aber die muss noch kommen (lacht)!
Und auch das Film-Projekt mit Reem zusammen ist für mich feministisch.

Und zum Abschluss noch eine Frage von unserer WESENsBande: Wenn du ein Wesen wärst – wie würdest du aussehen?

Iman: Ich hätte auf jeden Fall einen Pinsel und wär lila. Und ich würde immer lachen.

 

Wir bedanken uns bei Iman für das unglaublich tolle Interview!
Vielen Dank, dass du mit uns und der WESENsBande so offen deine Eindrücke und Arbeit gesprochen hast.

Ein Bild von Iman Shaaban und davor das Wesen Iman