• WESENsART Papeterie post@wesensart-papeterie.de

Aus dem Nähkästchen – Wie entstand eigentlich das Mitmachbuch »Ich kann sein, wer ich will«? 1024 576 WESENsART
Buch »Ich kann sein, wer ich will« inkl. Memory, Postkarten zum Ausmalen und Buntstifte

Aus dem Nähkästchen – Wie entstand eigentlich das Mitmachbuch »Ich kann sein, wer ich will«?

Wie du ja weißt, träumen wir – Christian und Kirsten gemeinsam mit der WESENsBande – von einer inklusiven, feministischen Gesellschaft, in der du frei von Konventionen und deiner sexuellen Orientierung dein Gender, deine Idee von Liebe, Familie und Freund*innenschaft ausleben kannst, wie du möchtest. Das war auch der Grund für uns, 2017 WESENsART gemeinsam zu kreieren und hier tolle Papierprodukte und Beiträge mit queer-feministischem Anspruch zu schaffen. Neben dieser Form der aktivistischen Arbeit teilen wir auch die Leidenschaft für Kinderbücher. Das und der Punkt, dass wir beide aus der pädagogischen Arbeit kommen, hat uns schließlich dazu bewogen, ein eigenes Kinder- und Mitmachbuch heraus zu bringen.

Dafür haben wir lange überlegt, Ideen zusammengetragen und uns inspirieren lassen. Wir wollten mit dem Buch Sichtbarkeit für queer-feministische Themen schaffen, die einfach zugänglich und auf Augenhöhe erzählt werden. Wir wollten nicht nur eine Geschichte erzählen, sondern die Personen, die unser Buch in der Hand halten zum Mitmachen anregen. Denn wir finden, durch das aktiv werden, wird eine noch bessere Auseinandersetzung mit den Themen ermöglicht und Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt.
Bei der Recherche für das Buch fiel uns außerdem auf, dass es – zum Glück – mittlerweile schon einige tolle Kinderbücher zu queeren Themen, zu unterschiedlichen Familienmodellen, Abbau von Vorurteilen, gegenseitiger Unterstützung oder Akzeptanz des eigenen Körpers gibt. Doch meist sind es entweder Geschichten oder Aktivitäts-Bücher. Eine Verzahnung dieser beiden Schwerpunkte sowie die Themen Geschlecht, Körper und Vielfalt von Liebe nicht unabhängig voneinander zu behandeln, sondern in einem Buch, war und ist immer noch innovativ auf dem (deutschsprachigen) Markt.

Das Spinnen des roten Fadens für das Mitmachbuch

Nachdem wir unsere ganzen Ideen zusammengetragen hatten, war die Liste ellenlang. Was fehlte war etwas roter Faden und Fokus. Somit ging es für uns im nächsten Schritt ans Verdichten. Während wir – gemeinsam mit der WESENsBande – gerade dabei waren und überlegten, wer welchen Part übernehmen und wie wir was gestalten könnten, sprang uns Valentin*a auf die Füße und pinselte wild in unseren Post-its herum. Christian und ich guckten uns an und dann tippten wir Valentin*a auf die Schulter und fragten, ob Valtentin*a nicht die eigene Geschichte erzählen und durch das Buch führen wolle. Valentin*a schaute etwas schüchtern zum Rest der WESENsBande und als Valentin*a das Leuchten von Ally, Yannie, Robyn, Curly und den anderen sah, blickte sich Valentin*a zu uns um und nickte eifrig. So wurde Valentin*a zur*m Hauptakteur*in des Buches.

Wie geht es Menschen, die irgendwie anderes als die Mehrheitsgesellschaft empfinden und/oder sich nicht wohl mit ihrem Geschlecht fühlen, das ihnen durch die Geburtsurkunde zugeschrieben wurde. Dank Valentin*a konnten wir diese Geschichten nun erzählen.

Auch Menschen, die bereits in jungen Jahren Erfahrungen mit Ausgrenzung und Mobbing sammeln mussten, bieten Valentin*a und der Rest der WESENsBande die Möglichkeit zur Identifikation.

Unterstützer*innen fürs Mitmachbuch gesucht

Während der weiteren Realisierung haben wir einzelne Elemente immer wieder mit Kids unterschiedlichen Alters ausprobiert und uns von Ihnen und den Erziehungsberechtigten Feedback erbeten. Wir sprachen auch mit Lehrkräften, Pädagog*innen und unseren bisherigen Kund*innen, Followern auf Instagram, um uns Feedback einzuholen – nicht zuletzt auch von unseren Unterstützer*innen.

Parallel zur Konzeption und Umsetzung starteten wir ein Crowdfunding zum Mal-, Kitzel- und Mitmachbuch »Ich kann sein, wer ich will«. Denn dies war die bisher größte und auch finanziell herausforderndste Unternehmung für uns und wir konnten daher das benötigte Geld für das Buch nicht so einfach aufbringen.
Klar, hätten wir uns das mit Crowdfunding etwas leichter vorgestellt. Doch gleichzeitig war und ist uns bewusst, dass die meisten Menschen da draußen ja nicht irgendwo Schlange stehen und sagen: »Endlich kommt ihr!« Natürlich hätten wir uns das gewünscht, doch die Realität ist, dass wir bei dem Überangebot an Informationen, die tagtäglich auf die Mehrheit der Menschen einprasseln, erst einmal herausstechen müssen. Dafür mussten wir uns auch aus unserer Bubble begeben und viele Menschen auf unser Buchprojekt aufmerksam machen.

Daher war es definitiv ein Highlight für uns, dass wir nach gut anderthalb Monaten, kurz vor dem 24. Dezember 2018 die erforderliche Crowdfunding-Summe zusammen hatten. So ließ es sich in den nächsten Wochen einfacher zeichnen, schreiben und layouten.

Das Mitmachbuch erwacht zum Leben

Neben der Bild- und Textanordnung machten wir uns auch viele Gedanken zum Druck. Wir wussten, dass wir möglichst nachhaltig produzieren wollten und kamen schließlich auf das Druckhaus in Köthen. Hier wurden wir sehr gut beraten und betreut. Sie halfen uns bei der Papierauswahl und gaben uns hier und da wertvolle Tipps. Und natürlich waren wir sehr aufgeregt, als uns schließlich ein Videoschnipsel aus der Druckerei erreichte, auf dem unser Buch gerade gedruckt wurde. 

Getoppt wurde dieses Gefühl schließlich, als wir unser Baby schließlich wahrhaftig in den Händen hielten. Wenn ich daran zurückdenke, bin ich immer wieder geflasht. Es war und ist ein fantastisches Gefühl, solch ein Produkt in den Händen zu halten, über das Papier mit der Hand zu fahren, mit der Nase den Duft der Druckerfarben einzuatmen und dann durch das Produkt zu blättern.

Say it loud & spread the world

In den Wochen nachdem wir das Buch im Verkauf hatten, trudelte auch die ersten Feedbacks ein. Die Dankes-E-Mails und der Zuspruch, den wir erhielten, erfüllten uns mit Dank und bestärkten uns in unserer Arbeit. Noch immer noch bekommen wir wunderbare E-Mails von Kund*innen, die das Buch »Ich kann sein, wer ich will« sehr schätzen, es sich allein oder gemeinsam mit den Kids anschauen und kreativ werden. 

Hier ein paar Impressionen:

Gelegentlich sind wir auch auf Ständen aktiv. Dort kommt es immer wieder zu Gesprächen mit Leuten, die vorbeikommen und durch das Buch blättern. Selbstverständlich gibt es einige Skeptiker*innen unter ihnen. Doch wir erfahren auch sehr viel Zuspruch für WESENsART. Manche Menschen berichten uns aus ihrem Leben, ihre eigenen Diskriminierungserfahren, von ihren Kindern und/oder Verwandten, die sich gerade in einer Transition befinden und Personen, die sich mehr als einem Geschlecht zugehörig fühlen. Sie sind alle sehr dankbar, dass wir uns in diesem Feld engagieren und bestärken uns, weiter zu machen. Das rührt und jedes Mal sehr und gibt uns Kraft. 

Wir geben in Zusammenhang mit dem Mal-, Kitzel- und Mitmachbuch »Ich kann sein, wer ich will« auch Workshops für kleine und große Leute. So waren wir beispielweise in 2019 beim Sommerfest des Volksbads Buckau aktiv oder beim Q. [kju_point] »detail_vernetzt« und waren mit einer kleinen Ausstellung sowie einem Queer-feministischen Collage-Workshop im In:takt vertreten.

Außerdem gibt es bereits ein paar Grundschulen, die einen Klassensatz der Mal-, Kitzel- und Mitmachbücher »Ich kann sein, wer ich will« bestellt haben und damit im Unterricht arbeiten. 

Gleichzeitig merken und wissen wir, dass noch viel mehr Menschen von diesem Buch erfahren sollten, damit sie davon profitieren können. 

Daher wünschen wir uns für die Zukunft, dass wir gemeinsam mit der WESENsBande queer-feministische Themen noch sichtbarer machen können und in der Gesellschaft ernst genommen werden. Das fängt bei der Sprache an und hört da noch lange nicht auf. Nur so kann die Welt ein etwas saferer Ort für alle werden. Dann kann Valentin*a endlich überall unbeschwert mit der roten Federboa tanzen gehen, ohne ausgelacht zu werden. 

Zitat: »Das WESENsART Mal- , Kritzel- und Mitmachbuch eignet sich nicht nur zum verschenken und für die eigene fortwährende Auseinandersetzung mit den Themen Gender und (Geschlechts-)Identitäten. Es ist vor allem auch total super geeignet, um mit Kindern und jungen Menschen auf eine spielerische Weise ins Gespräch zu kommen und so eingefahrenen Denkmustern gar nicht erst einen Parkplatz in den Köpfen zu bieten.« Franziska B., Sozialarbeiterin & Bildungsreferentin