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Sternchen, queer, LGBT*I* – Willkommen im Buchstabenchaos 1000 667 WESENsART

Sternchen, queer, LGBT*I* – Willkommen im Buchstabenchaos

Queer und queres Leben

Es scheint so, dass sich in den letzten Jahren verstärkt um mehr Aufmerksamkeit für queere Themen und Lebensrealitäten bemüht wird. Das fängt beim Pride-Sommer an, wenn die Regenbogen-Fahnen ausgepackt werden, und an jedem Wochenende in einer anderen Stadt die Straßen mit mal mehr oder weniger politischem Aktivismus in Glitzer getaucht werden. Oder wenn wir erfreulicher Weise in Filmen, Büchern oder TV-Serien immer mehr LGBT*I*-Charaktere haben, die nicht nur lustige Nebenfigur sind, sondern auch ihre Geschichte erzählen dürfen. Ein Zeichen ist aber auch, dass es Feminismus langsam in den Main-Stream geschafft hat, sich immer mehr Künstler*innen als Feminist*innen bekennen oder ich an jeder Ecke T-Shirts und Anhänger bekomme, um meine politisch-verwässerte feministische Forderung in die Welt zu tragen. Und letzten Endes werden in Deutschland auch bald gleichgeschlechtliche Ehen geschlossen werden können. Wie schön.

Doch was heißen diese ganzen Begriffe? Was ist das eigentlich, dieses »queer«? Was ist LGBT*I* für ein Buchstabensalat? Und was hat das mit Feminismus zu tun?

WESENsART – Alex fragt: »Bist du für die Ehe für alle?«

Da vielen Wesen, wenn sie nicht selber »queer« leben, diese Begriffe nicht kennen, wollen unsere Wesen mal ein paar Worte und Hintergründe erklären. Denn unsere #wesensbande ist queer: Ally will sich nicht einem Geschlecht zuordnen, Alex liebt pan, Valentin*a hat sich bewusst für einen Stern im Namen entschieden und Yannie ist überzeugte Feministin.

Und schon ist die Idee für »Wesen erklären …« entstanden. In dieser neuen Reihe wollen wir schwere Begriffe und Themen leicht verständlich erklären. Damit queere Lebensrealitäten immer weiter in unseren Alltag und in unser Verständnis von »Normalität« einziehen können. Und heute am Tag der Bisexualität scheint es ein guter Anlass, einige Begriffe in der schnell Übersicht zu erklären.

Eine kleine Übersicht im Buchstabenchaos

(Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Reihnfolge der Begriffserklärung entspricht keiner Zuschreibung von Wichtigkeit.)

WESENsART-Produktbild: Stickerset »Vielfalt tut gut«

LGBT*I* – der klassische Buchstabensalat

Die einzelnen Buchstaben sind Abkürzungen und stehen für Lesbisch, Gay (im Deutschen oft Schwul), Bi-sexuell/ -romantisch, Trans* und Inter*. Die einzelnen Buchstaben sind stellvertretend für einzelne Lebensrealitäten und politische Kämpfe, die lesbische, schwule, bi*, trans* und inter* Bewegungen teilweise seit Jahrhunderten führen. Problem dabei: Alle wollen sich repräsentiert sehen, doch die Buchstaben sind jetzt schon nicht gut verständlich. Deshalb gibt es seit mehreren Jahren Diskussionen, die Buchstaben noch zu erweitern, um auch die Kämpfe und Bewegungen von allen anderen queeren Menschen sichtbar zu machen. Deshalb ist es vollständiger auch noch A* für A-sexuell/ -romantisch und Q* für queer mit aufzunehmen.

Selbstbezeichnung: Sternchen

Hinter vielen Worten und Buchstaben gibt es in queeren Kontexten ein * [Sternchen]. Das Sternchen ist einer Programier-Sprache entnommen, wo es als eine Art »Platzhalter« fungiert. Das heißt, später kann dort alles Beliebige eingesetzt werden. Deshalb ist das Sternchen zu einer Markierung für Vielfalt und Selbstbezeichnung geworden. Denn Selbstbezeichnung spielt eine wichtige Rolle: Wir bestimmen selber über unsere Identität, wie wir leben wollen, wie wir uns selber sehen und bezeichnen und wie wir von anderen genannt werden wollen. Nicht alle Wesen verstehen unter allen Begriffen das gleiche und oftmals werden Worte auch als Selbstbezeichnung anders verwendet, als in einem allgemeinen Verständnis. Um das sichtbar zu machen, Selbstbezeichnungen anzuerkennen und vielfältige Auslegungen möglich zu machen, gibt es das Sternchen*.

Trans* – fight the Cis-tem

Wir leben in einer Gesellschaft, in der ein Großteil davon ausgeht, dass es nur zwei Geschlechter gibt: weiblich und männlich. Dieses Konstrukt wird Binarität genannt. Um in diese Vorstellung zu passen, bestimmen Ärzt*innen bei der Geburt nach scheinbar eindeutigen körperlichen Merkmalen, ob das Kind ein Mädchen oder ein Junge ist. Einige müssen sich darüber nie Gedanken machen, weil sie ihr Leben lang kein Problem mit der Geschlechts_identität haben, die ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Diese Wesen werden als als »cis« (dies-seitig) bezeichnet, weil sie mit dem System, in das sie eingeteilt wurden, keine Schwierigkeiten haben. Doch andere stellen im Laufe ihres Lebens fest, dass die Zuteilung nach der Geburt für sie nicht passt. Sie fühlen sich nicht als Mädchen, sondern vielleicht eher als Junge oder sie fühlen sich gar keinem Geschlecht zugehörig. Diese Menschen bezeichnen sich als »trans*« (jenseitig). Das Sternchen lässt hier wieder Raum für die individuelle Selbstbezeichnung. Menschen, die sich als trans* bezeichnen, müssen sich ständig mit Binarität auseinander setzten, weil sie durch das gesellschaftliche System immer wieder ausgeschlossen, unterdrückt oder bekämpft werden.

Wesen mit Schild in der Hand // Titelbild – WESENsART Frauen*Kampftag

Geschlecht – ich wähle meine Identität selbst!

Das Wort »Geschlecht« ist im Deutschen nicht eindeutig, weil es mehre Dinge meint. Zum einen das sogenannte »biologische Geschlecht« (englisch: sex): bezogen darauf, wie der Körper zu sein hat und welches Geschlecht bei der Geburt festgelegt wurde. Und zum anderen das sogenannte »soziale Geschlecht« (englisch: gender), das meint wie wir uns verhalten, was für Kleidung wir tragen, welche Berufe wir erlernen und vieles mehr. In dem binären System wird davon ausgegangen, dass es »natürlich« nur zwei Geschlechter gibt, die jeweils eindeutige gender-Auslebungen (englisch: performances) haben. Doch das diese Vorstellung nur eine Konstruktion ist und nicht der Realität entspricht, zeigt sich daran, dass einige sich nicht als cis verorten oder sich weder »männlich« noch »weiblich« fühlen. Denn das Wort Geschlecht meint im Deutschen auch noch die Geschlechtsidentität, also wie wir uns tatsächlich fühlen. Das kann sich im Laufe des Lebens ändern. Deshalb ist die Geschlechtsidentität etwas selbstgewähltes.

Heterosexismus – endlich stoppen!

Das Problem ist, dass viele davon ausgehen, dass binäre System sei »natürlich« gegeben. Damit wird es mit Macht aufgeladen und als Herrschaftssystem aufgebaut. Es wird behauptet, dass es »normal« ist, wenn es ein eindeutiges Zusammenspiel von sex, gender und desire (deutsch: Begeheren) gibt. Ein Beispiel (Achtung! Klischee-Keule): Bei der Geburt wird bestimmt, dass das Kind ein Mädchen ist, also wird sie als Mädchen erzogen, trägt Kleider, mag Puppen und ist empatisch. Das Mädchen wird zu einer Frau und begehrt automatisch Männer. So einfach. Das gleiche gibt es analog noch für Jungs/Männer. Dass das Ganze nicht auf alle zutrifft, weil es einfach viele Lebensrealitäten gibt, bei denen das nicht so ist, wird in dieser Vorstellung verschwiegen und ausgeblendet. Dadurch entsteht Heterosexismus, also die Diskriminierungsform, bei der Menschen auf Grund ihres Geschlechts, ihrer Geschlechtsidentität und_oder ihrer sexuellen Orientierung unterdrückt und ausgeschlossen werden.

WESENsART // Postkarte Wesen sagen Dinge: »Feminismus fetzt!«

Feminismus fetzt!

Und hier kommt jetzt Feminismus ins Spiel. Denn Feminismus will unter anderem die Diskriminierung auf Grund des Geschlechts bekämpfen. Doch da es geschichtlich gewachsen viele verschiedene Auffassungen von Feminismus gibt und viele Feminist*innen teilweise für verschiedene Sachen eintreten, ist es auch hier schwer zu verallgemeinern. Wir haben vor einiger Zeit verschiedene Feminist*innen gefragt, was ihr Anliegen ist, lest es doch einfach selbst nach: Riot statt Rosen!

Wir leben queer!

Und was heißt jetzt »queer«? »Queer« ist ursprünglich ein englisches Schimpfwort und heißt so viel wie »andersartig, komisch, aus der Reihe«. Irgendwann haben lesbische und schwule Menschen es sich wieder angeeignet und als Bezeichnung für sich selbst gewählt. Queer kann also einmal ein Oberbegriff für LGBT*I*A* sein, also alle Buchstaben zusammengefasst. Oder aber auch eine individuelle Selbstbezeichnung, die für viele heißt, ich lebe und liebe außerhalb von heterosexistischen und binären Kategrorien. Deshalb also vielleicht der am schwierigsten zu verstehende Begriff.

WESENsART Produktbild: Sticker Wesen haben was zu sagen. Dieses Mal »Ich wähle mein Geschlecht selbst.«

Wenn ihr Lust habt, noch mehr über queere Begriffe zu erfahren, dann empfehlen wir euch das queere Lexikon des Berliner Schulprojektes queer@school.

Wenn ihr Fragen oder Anregungen habt, oder schon immer mal wissen wolltet, was dies oder das zu bedeuten hat, dann schreibt uns doch einfach!

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